Curricula(-entwicklung)

Curriculare Entscheidungen

Unterrichten

Bei der Erarbeitung eines Curriculums dienen drei allgemeine Kriterien zur Orientierung:

  1. Begründung der Ziele und Entscheidungen,
  2. Angemessenheit der Mittel, das meint, didaktische Überlegungen, die für die Realisation der Ziele relevant sein können, transparent zu machen und
  3. Überprüfbarkeit, das bedeutet, die curricularen Elemente einzusetzen und zu evaluieren.

Teil einer transparenten Gestaltung des Entstehungs- und Entscheidungsprozesses eines Curriculums sollte auch sein, die Kompetenzen und Funktionen der an der Curriculumentwicklung beteiligten Personen offenzulegen.

Konzepte und Ansätze für die Entwicklung eines Curriculums

Es empfiehlt sich, die folgenden fünf Phasen zu berücksichtigen:

  1. Konstruktion: Hiermit ist die konkrete Entwicklung von Curricula(-Bausteinen) gemeint, für die u. a. die jeweilige Fachdidaktik wichtige Hinweise geben kann.
  2. Evaluation: Hierbei handelt es sich um die Erprobung der Curriculum-Bausteine und die Überprüfung sowohl der erreichten Curriculumziele als auch der anderen Phasen der Curriculumentwicklung. Die Effekte eines Curriculums können entweder nach dessen Erarbeitung oder während des laufenden Entwicklungsprozesses eines Curriculums evaluiert werden (summative bzw. formative Evaluation).
  3. Revision: Sie bezieht sich auf die Veränderung und Verbesserung von Lehr- und Lernpraxis auf der Grundlage von Evaluationsergebnissen.
  4. Implementation: Werden die Curriculum-Bausteine im Unterricht angewendet, spricht man von Implementation.
  5. Dissemination: Die Verbreitung der Curriculumelemente in möglichst vielen Einrichtungen schließlich wird Dissemination genannt.

Curriculumentwicklung im engeren Sinne bezieht sich ausschließlich auf die Phase der Konstruktion. Dabei besteht das Hauptproblem darin, die curricularen Entscheidungen zu begründen und zu rechtfertigen. Die Auswahl und Legitimation von Lerninhalten kann anhand der folgenden drei Prinzipien erfolgen:

  1. Wissenschaftsprinzip: Für die Zusammenstellung der Inhalte werden die jeweiligen Wissenschaften zugrunde gelegt.
  2. Persönlichkeitsprinzip: Den Ausgangspunkt zur Auswahl der Inhalte stellen die Bildungsbedürfnisse, Leitideen und Kompetenzen der Menschen dar.
  3. Situationsprinzip: Objektive und subjektive Bedingungen von Situationen und Handlungsfeldern bilden die Grundlage der Auswahl.

Ein weiteres Leitprinzip sowohl in der Berufsausbildung als auch zunehmend in der Aus- und Weiterbildung ist die berufliche Handlungskompetenz. Sie umfasst die Fach-, Selbst- und Sozialkompetenz. Immanenter Bestandteil der drei genannten Kompetenzdimensionen sind die Methoden- und Lernkompetenz sowie die kommunikative Kompetenz.

Wer berufliche Curricula konstruiert, sollte folgende vier Schritte durchlaufen:

  1. Berufsfeldanalyse: Untersuchung von für die Zielgruppe aktuellen und zukünftig relevanten Lebenssituationen. Das betrifft berufliche Situationen und entsprechende Handlungsabläufe, die zu identifizieren, darzustellen und zu bewerten sind. Mithilfe von Expert*innenenbefragungen, Tätigkeitsprofilen, Arbeitsmarktanalysen und/oder Stellenangebotsanalysen kann die Analyse des Berufsfeldes erfolgen.
  2. Qualifikationsanalyse: Im zweiten Schritt sollen die notwendigen Qualifikationen (Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten) ermittelt werden, die zur Gestaltung von Arbeitssituationen notwendig sind. Hierbei können ebenfalls Expertenbefragungen und Tätigkeitsprofile zugrunde gelegt werden.
  3. (Fach)didaktische Analyse: Hier werden grundlegende methodisch-didaktische Entscheidungen im Hinblick auf eine möglichst optimale Qualifizierung der Zielgruppe auf Basis der zuvor ermittelten Kompetenzanforderungen getroffen. Dabei sind sowohl die individuellen als auch die beruflich notwendigen Qualifizierungsbedürfnisse zu beachten.
  4. Lernzielanalyse: Als Zielgröße sind Lernziele bzw. gegenwärtig vor allem Kompetenzerwartungen zu beschreiben.

Während des Konstruktionsprozesses kann die Beantwortung der folgenden vier Fragen hilfreich sein:

  1. Welche (pädagogischen) Ziele strebt die Bildungseinrichtung an?
  2. Welche Erlebnisse können am ehesten zum Erreichen der Ziele beitragen?
  3. Wie kann ein förderliches Lernmilieu geschaffen werden?
  4. Wie kann die Zielerreichung überprüft werden?

Sinnvolle Hinweise in der Entwicklungsphase von Curricula können sich zudem aus einer Analyse vorhandener Curricula und Lehrbücher des Berufsfeldes sowie der Bezugsdisziplinen ergeben.

Wie kann ein Curriculum strukturell gestaltet werden?

In der Aus- und Weiterbildung des Gesundheits- und Pflegebereichs wird die Modularisierung zunehmend relevanter. Mit ihr wird die Hoffnung verbunden, flexibler auf die ökonomischen, technischen, ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen reagieren zu können. Modularisierung meint dabei den Prozess der Standardisierung und Differenzierung des organisatorischen, zeitlichen und inhaltlichen Aufbaus und Ablaufs von Bildungsgängen/Qualifizierungsangeboten, d. h. die Zusammenfassung von thematisch zusammengehörenden Inhalten zu Modulen.

Vor- und Nachteile von Modularisierung

Module sind durch folgende Merkmale charakterisiert: Sie können flexibel angeordnet werden, sind outputorientiert, enthalten Ziele, Inhalte, Methoden und Prüfungsformen. Je nach Inhalt kann der zeitliche Umfang eines Moduls variieren. Eine modulare Struktur hat vor allem Vor- aber auch einige Nachteile:

  • Vorteilhaft ist, dass die Reihenfolge der Modulteilnahme entweder durch die Lernenden nach ihren zeitlichen und inhaltlichen Interessen gewählt oder aufgrund didaktischer Überlegungen partiell vorgegeben werden kann.
  • Module können ordnend und qualitätssteigernd wirken und zu mehr Transparenz führen, wenn sie durch einheitliche Qualitätskriterien zur Standardisierung des bisher nicht standardisierten Weiterbildungsbereiches beitragen. Damit kann eine Gleichwertigkeit und Anbindung der Weiterbildung hergestellt werden, das meint, sie ermöglichen die Anrechenbarkeit bei weiterführenden Bildungsgängen.
  • Die Berücksichtigung von Teilqualifikationen im weiteren Bildungsverlauf kann individuelle sowie gesamtgesellschaftliche Kosten für Bildung reduzieren und einen bewussteren Umgang mit der Lebenszeit von Lernenden ermöglichen
  • Bei einer Einteilung der Module in obligatorisch und fakultativ zu besuchende besteht allerdings die Gefahr, dass eine inhaltlich sinnvolle Ergänzung von Modulen unterlassen wird und somit ein gewünschter Lerneffekt eventuell nicht möglich ist.

Situationsorientierte Curricula, die sich an Handlungssituationen orientieren, eignen sich für modularisierte Formen. Module bieten die Möglichkeit, den unterschiedlichen Voraussetzungen lernender Erwachsener und deren Erfahrungen gerecht zu werden.

Weiterführende Informationen

Beispiel einer Modul-Gestaltung (für den Themenbereich Kommunikation im Rahmen einer Pflegehilfequalifizierung aus dem Projekt INA-Pflege):

Zum PDF

Saul, Surya; Jürgensen, Anke (2021): Handreichung für die Pflegeausbildung am Lernort Pflegeschule. (E-Book Open Access BIBB) Link

Klein, Z.; Peters, M.; Dauer, B.; Garcia González, D. (2021): Empfehlungen für Praxisanleitende im Rahmen der Pflegeausbildung nach dem Pflegeberufegesetz (PflBG). (E-Book Open Access BIBB) Link

Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz (2020): Rahmenpläne der Fachkommission nach § 53 PflBG. (E-Book Open Access BIBB) Link