Alphabetisierung und Grundbildung

Die LEO-Studien - Leben mit geringer Literalität

Wissen

In der leo. - Level-One-Studie aus dem Jahr 2010 stellte sich heraus, dass 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben. Dieses und andere Ergebnisse wurden in der Follow-Up-Studie Leo 2018 – Leben mit geringer Literalität fortgeschrieben und stärker differenziert. Dabei kam heraus, dass trotz eines deutlichen Rückgangs weiterhin 6,2 Millionen Erwachsene als gering literalisiert angesehen werden müssen. 2020 startete die Studie LEO Transfer, in der u. a. die Forschungsdaten von LEO 2018 der Öfffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Die leo. – Level-One-Studie

Mit der leo.-Studie wurde ermittelt, wie viele deutsch sprechende Erwachsenen dem niedrigsten Kompetenzbereich der Lese- und Schreibfähigkeit, dem so genannten ‚Level One‘, zugeordnet werden können. Auf Basis von sogenannten Alpha-Levels, mit denen vorhandene Theorien des Schriftspracherwerbs an die Lage im Erwachsenenalter angepasst wurden, konnten Testaufgaben entwickelt werden, die ein differenziertes Bild der Lese- und Schreibkompetenzen abbilden.

Der repräsentative Hauptlauf der Studie umfasste eine Stichprobe von 7000 + 1350 Personen.

Im Frühjahr 2011 wurden erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kernaussage: 7,5 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene können nur so eingeschränkt lesen und schreiben, dass sie von voller selbstständiger gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind, bzw. häufig auf Unterstützung angewiesen sind.

Seit der Veröffentlichung dieser ersten Hauptergebnisse wurden weitere und differenziertere Resultate in einer Reihe von Buch- und Zeitschriftenbeiträge veröffentlicht.

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Die Studie LEO 2018

Ziel von LEO 2018 ist die erneute Erfassung der Lese- und Schreibkompetenz von Deutsch sprechenden Erwachsenen, ein Trendvergleich zur Vorgängerstudie leo. - Level-One und die Verlinkung der in LEO 2018 eingesetzten Literalitätsskala mit der international verwendeten PIAAC-Skala zur Lesekompetenz.

LEO 2018 basiert auf einer Zufallsauswahl von in Deutschland lebenden Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. Die Nettostichprobe umfasst 6.681 Personen. Sie wurde durch eine Zusatzstichprobe von 511 Personen im unteren Bildungsbereich ergänzt. Befragt wurden Personen, die ausreichend gut Deutsch sprechen, um einer etwa einstündigen Befragung folgen zu können. Die Stichprobe wurde anhand soziodemografischer Eckdaten des Mikrozensus gewichtet. Nach der standardisierten Befragung zu verschiedenen Aspekten der Lebenssituation absolvierten die befragten Personen einen Kompetenztest mit Lese- und Schreibaufgaben. Alle 7.192 Personen erhielten einen sogenannten Verankerungstest. Für die Bearbeitung der Aufgaben benötigten die Befragten im Schnitt knapp zwölf Minuten. Wer bei den vorgelegten Testaufgaben nur wenige korrekte Lösungen erreichte, erhielt weitere einfachere Aufgaben aus einem vertiefenden Test. Bei diesem zweiten Durchgang betrug die durchschnittliche Bearbeitungsdauer sieben Minuten.

LEO 2018 widmet sich konkreten Fragen zu Teilhabe, Alltagspraktiken und Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen:

  • Digitale Praktiken und Grundkompetenzen
  • Finanzbezogene Praktiken und Grundkompetenzen
  • Gesundheitsbezogene Praktiken und Grundkompetenzen
  • Politische Praktiken und Grundkompetenzen 
  • Schriftbezogene Praktiken im Kontext von Arbeit, Familie und Alltag 
  • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Weiterbildung 
  • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit

Aus den Ergebnissen von LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität geht hervor, dass 6,2 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene gering literalisiert sind, bzw. in Bezug auf die Lese- und Schreibkompetenzen den sogenannten Alpha-Levels 1 bis 3 zuzuordnen sind.

Das Projekt wurde durch das BMBF im Rahmen der Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung gefördert.

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Das Projekt LEO Transfer

Nach dem Abschluss der LEO Studie 2018 startete im Juni 2020 das Anschlussprojekt LEO Transfer. LEO Transfer verfolgt das Ziel, den Datensatz von LEO 2018 für die Sekundärnutzung zur Verfügung zu stellen und in einer weiteren Publikation bisher nur am Rande untersuchte Teilfragen zu untersuchen. Der Datensatz wird seit Frühjahr 2021 beim Verbund Forschungsdaten Bildung  zur Verfügung gestellt. Eine Dokumentation erklärt die Nutzung des Datenbestandes und es werden Schulungen für interessierte Nutzer*innen angeboten.

Das Projekt wurde durch das BMBF im Rahmen der Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung gefördert.

Weiterführende Informationen 

Klaus Buddeberg, Anke Grotlüschen (Hg.): LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität 
E-Book Open Access WBV Verlag Link

LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Anke Grotlüschen zu den Hauptergebnissen der Studie 
Video-Vortrag - Website Universität Hamburg Link

Drei Fragen zu LEO 2018. Anke Grotlüschen zur Frage, wie der Rückgang der Zahl gering literalisierter Erwachsener zu erklären ist 
Video-Vortrag - Website Universität Hamburg Link

Anke Grotlüschen, Klaus Buddeberg, Heike Solga (Hg.) (2023): Interdisziplinäre Analysen zur LEO - Studie 2018 – Leben mit geringer Literalität. Vertiefende Erkenntnisse zur Rolle des Lesens und Schreibens im Erwachsenenalter
Download PDF Springer Verlag Link