Didaktik/Methodik

Gestaltung von Arbeitsblättern

Unterrichten

Das Arbeitsblatt übernimmt unterschiedliche Funktionen im Lehr- und Lernprozess. Ohne an eine bestimmte Lernumgebung geknüpft zu sein, lässt es sich entsprechend der Lernziele und Lernvoraussetzungen immer wieder neu zusammenstellen und flexibel in den verschiedenen Phasen des Lehr- und Lernprozesses einsetzen. In der Folge sind Arbeitsblätter geeignet für eine binnendifferenzierte Gestaltung von Lernangeboten – etwa über die Bereitstellung unterschiedlicher Arbeitsaufträge oder zusätzlicher Hilfen.

Planungstufen bei der Konzeption eines Arbeitsblatts

Bei der Arbeitsblattkonzeption sollten vier Planungsstufen berücksichtigt werden:

  1. Erfüllung einer didaktischen Funktion (z. B. Motivation, Diagnose, Erarbeitung, Archivierung, Kontrolle)
  2. Bestimmung des didaktischen Einsatzortes (z. B. in der Eröffnungs-, Erarbeitungs- und Sicherungsphase)
  3. begründete Ausrichtung des Arbeitsauftrages
  4. professionelle Gestaltung des Arbeitsblattes

Diese Planungsstufen gelten nicht anders auch für die Konzeption von Arbeitsblättern in der pflegebezogenen Grundbildung. Nachfolgend werden konkret die Anforderungen an die Gestaltungsprinzipien von Lehr- und Lernmaterialien betrachtet.

Gestaltungsprinzipien von Lehr- und Lernmaterialien

1. Leserlichkeit

Diese Kategorie befasst sich mit der visuellen Gestaltung der Lehr- und Lernmaterialien. Im Fokus stehen zum einen das Schriftbild (mikrotypografische Gestaltung) und zum anderen das Layout der Seite, ihre Strukturierung und Anordnung (makrotypografische Gestaltung). Wichtig in der Grundbildungsarbeit ist, dass das Wissen um den Gebrauch von didaktischtypografischen Mitteln wie Hervorhebungen durch Kursiv- oder Fettschrift nicht vorausgesetzt, sondern explizit besprochen und geübt werden muss.

2. Verständlichkeit

Die sprachliche Einfach- bzw. Angemessenheit ist in der arbeitsbezogenen Grundbildung, durch die zahlreichen individuellen Lernbiografien, schwierig zu bestimmen. Was ist sprachlich angemessen, wenn im Zweifelsfall Lernende mit und ohne Alphabetisierungsbedarf in einem Kurs lernen? Und wie kann dem Dualismus zwischen einer adäquaten einfachen Sprache einerseits und den hohen pflegefachsprachlichen und auch komplexen inhaltlichen Anforderungen andererseits angemessen begegnet werden?  Faktoren, die Texte verständlich machen sind sprachliche Einfachheit (Wortwahl, Satzbau usw.), Gliederung/Ordnung (Überschriften, Abschnitte, roter Faden usw.), Kürze/ Prägnanz (Beschränkung auf das Wesentliche, angemessene Informationsdichte usw.) und Anregung (direkte Rede, Beispiele, Humor, Spannung).

Das sprachliche Anforderungsniveau dürfte in der Folge ein Grundproblem der Entwicklung von Lehr- und Lernmaterial für die grundbildungsbezogene Pflegehilfequalifizierung bleiben. Entsprechend der individuellen Voraussetzungen und unter der Maßgabe lernförderlicher Schwierigkeitsgrade ist für funktionale Analphabeten eine Orientierung an den Alpha-Level vor allem 4 bis 5 wahrscheinlich. Wichtig ist, dass mit zunehmender Schriftsprachkompetenz vorgenommene Textentlastungen abgebaut werden.

3. Stimulanz

Mit der Stimulanz wird die Notwendigkeit eines motivierenden und animierenden Charakters der Lernmaterialien beschrieben: intratextuelle Aspekte (z. B. persönliche Anrede, interessante und abwechslungsreiche Inhalte, anschauliche Sprache) als auch der ästhetische Gesamteindruck des Materials (z. B. Verwendung von ansprechenden, adäquaten Bildmaterial, ordentliche Kopien). Visualisierungen spielen bei Lernenden mit Sprachdefiziten eine wesentliche Rolle als Kommunikationsanlass, als Sprachlernhilfe aber auch als eigene zu erlernende Technik.

4. Funktionalität

Ausgangspunkt der Arbeitsblattkonzeption ist die Frage nach der konkreten Funktion (z. B. Motivation, Erarbeitung, Sicherung). Im Dienst der Funktionalität steht der Arbeitsauftrag als didaktischer Kern des Lernmaterials. Strukturell betrachtet ist der Arbeitsauftrag (hier verstanden als konkrete Aufgabenstellung) Bestandteil der Arbeitseinheit eines Arbeitsblattes, zu der auch die Problemstellung (Abgrenzung des inhaltlichen Denkbereiches), die Informationsquelle (lerngegenständliche Ausgangsbasis, also Texte, Bilder, Grafiken usw.) und der Lösungsraum (z. B. gestaltet als Tabelle, freie Antwort, Lückenaufgabe) gehören.

In didaktischer Hinsicht unterstützt der Arbeitsauftrag die Produktion von unterrichtlichen Teilresultaten, indem er Denkprozesse beim Lernenden mobilisiert und steuert. Wesentlich ist daher nicht nur die inhaltliche Angemessenheit, sondern insbesondere auch die sprachliche Gestaltung der Aufgabenstellung: Gute Arbeitsaufträge sind kurz, konkret, verständlich und altersgemäß formuliert; sie enthalten aussagekräftige Verb-Operatoren (z. B. „Beschreiben Sie…“, „Vervollständigen Sie…“, „Zeichnen Sie…“) und sind ggf. in sich gegliedert.

5. Konsistenz

Hiermit wird auf den wichtigen Punkt der einheitlichen und durchgängigen Verwendung didaktischer Mittel und das Einhalten eines standardisierten Seitenlayouts verwiesen. Das heißt einmal eingeführte Standards, ob nun in der Seitenaufmachung oder den Hervorhebungen, sollten im Hinblick auf Verlässlichkeit beibehalten werden.

Erfahren Sie hier mehr zur praktischen Umsetzung dieser Gestaltungsprinzipien in der Grundbildungsarbeit:

Zum PDf

Weiterführende Hilfestellungen zur Arbeitsblattkonzeption:

Das INA-Pflege-Tool ist ein digitales Hilfsmittel zur Erstellung Ihrer eigenen Arbeitsblätter. Mit dem Tool können Sie Materialien auf unterschiedlichen Anspruchsniveaus erstellen. ► Link