Fachtagung

Zukunft der Arbeit: Grundbildung fördern! Chancen für die Pflege und andere Branchen

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Am 19.09.2024 fand die gemeinsame Abschlusskonferenz der Projekte INA-Pflege PLUS und ABConnect an der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Die Konferenz widmete sich der Weiterbildung von Grundbildung in Ausbildung, Beruf und Praxis.

In Deutschland können über 6 Millionen erwerbsfähige Menschen nur unzureichend lesen und schreiben. Rund 60 Prozent von ihnen sind berufstätig, oft in angelernten Tätigkeiten – vor allem in der Nahrungsmittelzubereitung und der Reinigungsbranche. Auch in Pflegeschulen und der Pflegehilfe, wo höhere Anforderungen an die Beschäftigten gestellt werden, zeigt sich, dass viele Auszubildende schlecht lesen, schreiben, rechnen oder mit dem Computer umgehen können.

INA-Pflege PLUS und ABConnect setzen sich im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die Förderung der Grundbildung in der Pflege und anderen Arbeitsfeldern ein.

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Begrüßung

Prof. Dr. Georg Tafner
Lehrstuhlinhaber Wirtschaftspädagogik,
Humboldt-Universität zu Berlin

„Die Frage, wer sich um die Kleinen, Schwachen und Benachteiligten und Alten kümmert ist auch eine zutiefst wirtschaftliche Frage – und dieser Bereich wird regelmäßig unterbelichtet.“

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Begrüßungen

Dr. Regina Ryssel
Projektleitung INA-Pflege PLUS

„INA wäre nicht gelaufen ohne die vielen Lehrkräfte, ohne die Schulleitungen, ohne die Einrichtungsleitungen, die Praxisanleitungen, die Pflegekräfte, die Pflegedienstleitungen, also alle Akteure und Akteurinnen aus der Pflege, in der Pflege, die an unseren Materialien mitgewirkt [haben]. [...] INA ist nun erwachsen aber das Geschwisterkind GriPs „Grundbildung in der Pflege stärken“ tobt schon durch die universitäre Verwaltung.“

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Henning Kruse und Michael Nanz
Projektleitungen ABConnect

„Ich war am Anfang des Projektes ein bisschen skeptisch, inwiefern es uns gelingen würde, tatsächlich betriebliche Akteure für dieses Vorhaben aufzuschließen […] umso erstaunter war ich dann, dass innerhalb dieser drei Jahre wirklich ganz viele Türen aufgingen.“ (Henning Kruse)

 „Das zweite Motto unserer Fachschrift letztes Jahr war „Neu handeln“, und ich glaube, das ist mir und uns von der technischen Akademie wirklich das Herzensanliegen:  Jetzt müssen die PS auf die Straße kommen, jetzt muss das Geld an die Menschen kommen, weil alles andere hilft halt nicht.“ (Michael Nanz)

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Impuls für den Tag

Warum Grundbildung immer wichtiger wird – Ergebnisse einer Unternehmensbefragung

Prof. Dr. Axel Plünnecke
Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Im Vortrag wurde dargestellt, warum Unternehmen in Deutschland vor steigenden Herausforderungen bei der Fach- und Arbeitskräftesicherung stehen. Auf Basis einer Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft wurde beschrieben, welche Entwicklungen der Anforderungen bei Geringqualifizierten die Unternehmen in den kommenden Jahren erwarten, welche Weiterbildungsformen geeignet sind, welche Maßnahmen wie stark umgesetzt werden und welche Unterstützungsbedarfe Unternehmen bei arbeitsorientierter Grundbildung sehen. Abschließend wurden Erkenntnisse aus den Projekterfahrungen zur Weiterentwicklung der arbeitsorientierten Grundbildung und ihrer Förderung abgeleitet.

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Impuls für den Tag

Arbeitsorientierte Grundbildung: ein Game Changer für die Pflege

Prof. Dr. Claudia Schepers
APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft

Arbeitsorientierte Grundbildungsangebote sind wirksame Bildungsmaßnahmen, die sowohl für die einzelnen Mitarbeitenden als auch den gesamten Betrieb einen Mehrwert bringen. Da arbeitsorientierte Grundbildungsangebote in der Pflege passgenau auf die (strukturellen und inhaltlichen) Bedarfe der Arbeitswelt zugeschnitten, und zudem fachdidaktisch fundiert entwickelt werden, stellen sie einen relevanten Baustein im Handlungsfeld der Pflegebildung dar. Im Vortrag wurden Szenarien vorgestellt, die den Mehrwert arbeitsorientierter Grundbildungsangebote für die Pflegebranche aufzeigen. Hierüber wurde der Dialog eröffnet, wie arbeitsorientierte Grundbildung zu einem Game Changer für die Pflege werden kann.

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INA-Pflege TALK

Grundbildung in der Pflege und anderen Branchen verhandeln – Politik und Praxis im Gespräch

Moderation: Dr. Sabine Schwarz

Talkgäste:

  • Marco Hahn (Schulleitung Berufsfachschule Paolo Freire Berlin)
  • Anke Jürgensen (Arbeitsbereich Pflegeberufe, Geschäftsstelle nach dem Pflegeberufegesetz, BIBB)
  • Anja Lull (Referatsleiterin Pflegeberufe und Fachkräftesicherung, Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege)
  • Dr. Ulrich Raiser (Referatsleiter Erwachsenen- und Grundbildung, Lebenslanges Lernen, außerschulische Bildung, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie)
  • Jeanette Schnell (Referatsleiterin Frühkindliche Bildung, Schulpolitik und Inklusion/Integration, Alphabetisierung, DGB)

„[Die Pflegefachassistenzausbildung hilft] Schubladen zu öffnen, und Menschen [...] die bildungsmotiviert sind, in den Beruf einzusteigen oder auch sich weiter zu qualifizieren. Denen möchten wir Wege eröffnen, und zwar immer individuelle Wege.“ (Anja Lull)

„[Die Pflegefachassistenzausbildung] ist jetzt auf diese 18 Monate ausgelegt und jetzt muss man wirklich gucken, schafft man das […] diese Grundbildungsinhalte in das Curriculum reinzukriegen, ohne insgesamt was zu verlieren und natürlich wo […] kriege ich dann diese Grundbildungsinhalte wirklich gut untergebracht oder wird das möglicherweise auch ein ziemlich komisches Konstrukt und drittens sind die Lehrenden auch darauf vorbereitet, diese Inhalte zu vermitteln.“ (Anke Jürgensen)

„Grundbildung ist nicht nur eine Frage der Curricula, sondern auch der Haltung der Lehrkräfte. […] Wir müssen immer sehr genau prüfen, was wir machen können und nicht nur immer fragen, was dürfen wir. Ich glaube, so kann sich ein Bildungssystem auch transformieren.“ (Marco Hahn)

„Wir merken immer noch im Gespräch mit Politikerinnen und Politikern so richtig greifbar ist es nicht. Also haben wir nochmal geworben einmal die Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung nach 2026 fortzuführen. […] Dieser Bildungsbereich ist wichtig und darf nicht immer so einfach mitlaufen.“ (Jeanette Schnell)

„Mein Ehrgeiz, meine Ambitionen wären, dass wir in 10 Jahren hier stehen und sagen können, wir haben ein funktionierendes System etabliert, wie Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, mit geringen Schriftsprachkompetenzen, diese Kompetenzen so nachholen können in einem allgemeinbildenden Sinn, dass sie dann die Chance haben, einzumünden auf den Arbeitsmarkt.“ (Dr. Ulrich Raiser)

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Moderation

Die Veranstaltung wurde professionell und charmant moderiert durch Lothar Guckeisen.

Sessions

Sprachsensibler Unterricht in der Pflegeassistenz

PD Dr. Steffi Badel (bis 2023 Akademische Rätin am Arbeitsbereich Wirtschaftspädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin und Projektleiterin von INA-Pflege)

Die heterogenen Lernvoraussetzungen, insbesondere der Förderbedarf im Lesen und Schreiben, stellt eine enorme Herausforderung für Lehrende der Pflegeausbildung dar. Im Workshop ging es um die Planung und Gestaltung eines sprachsensiblen Fachunterrichts, um die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden verbessern zu können. Anhand des Rahmenlehrplans Pflegefachassistenz wurden konkrete Lerneinheiten, ausgewählte Methodenwerkzeuge und Lehr- Lernmaterialien für einen sprachsensiblen Fachunterricht vorgestellt und auch erarbeitet.

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Der Heterogenität von Lernenden in der Pflege(-hilfe) begegnen: Didaktische Grundlagen und spezifische Tools für die Unterrichtsplanung und -durchführung nutzen

Aneli Hüttner (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Wirtschaftspädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin)

In diesem Workshop wurden Grundlagen aus der Didaktik-Theorie mit praktischen Tools eines handlungs- und situationsorientierten Unterrichts verknüpft. Der Anchored-Instruction-Ansatz wurde beispielhaft vorgestellt und gemeinsam erkundet, wie dieser im Unterricht eingesetzt werden kann sowie welche Möglichkeiten er bietet, der Heterogenität von Lernenden zu begegnen.

Vortragsfolien (PDF)


Sprechen über Pflegesprache

Anke Jürgensen (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich 2.6 Pflegeberufe am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB))

Pflege und Kommunikation sind untrennbar miteinander verbunden. Um die Kommunikation mit allen Beteiligten und in allen beruflichen Situationen gestalten zu können, bedarf es einer umfassenden Sprachkompetenz. Das Sprachniveau nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprache sagt nur wenig darüber aus, wie Pflegende in beruflichen Handlungssituationen auch sprachlich agieren können. In dem Workshop wurde der Frage nachgegangen, was wir unter Pflegesprache verstehen und wo die Grenzen verlauten zwischen Fachsprache, Fachjargon, Allgemein- und Umgangssprache. Dabei wurde ergründet, welche Register - das heißt welche sprachlichen Mittel in welchem Kontext - angemessen sind. Aus typischen Handlungssituationen wurden exemplarisch die erforderlichen Register abgeleitet, um in der Ausbildung am Lernort Pflegeschule und am Lernort Praxis die Sprachkompetenz zielgerecht fördern zu können.

Vortragsfolien (PDF)  Handout (PDF)


Synergien nutzen: Kooperative Entwicklung digitaler Lernnuggets

Marie Quiter (Projektreferentin bei Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg u. a. bei ABConnect)

Im Rahmen des Projekts ABConnect sind in Zusammenarbeit mit der Stiftung Mensch & Umwelt Berlin und dem Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe branchenspezifische digitale Lernnuggets entstanden. In diesem Workshop wurden die Lernnuggets aus den Bereichen Gartenhandwerk und Pflege vorgestellt und Einblicke hinter die Kulissen durch eine Gesprächsrunde mit den Kooperationspartnern geboten. Im Mittelpunkt standen der Entstehungsprozess und der didaktische Einsatz dieser bedarfsorientierten Lernnuggets.

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Die AZAV – Arbeitsorientierte Grundbildung nachhaltig verankern

Sabine Kmoch (Mitarbeiterin der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd e. V.)
Michael Nanz (Geschäftsführer der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd e. V.)

In diesem Workshop konnte erfahren werden, wie die Vermittlung von berufsbezogen Grundkompetenzen für Beschäftigte im Unternehmen verankert werden kann. Dabei wurde das Förderinstrument AZAV vorgestellt, das gezielte Qualifizierungsmaßnahmen im Betrieb unterstützt, durch die passgenaue Weiterbildungsangebote bereitgestellt werden können. Zudem wurde darüber aufgeklärt, welche Fördermöglichkeiten Unternehmen zur Verfügung stehen.

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Arbeitsorientierte Grundbildung bei Bildungsträgern verankern

Johanna Lambertz (Fachbereichsleiterin Arbeitsorientierte Grundbildung bei Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg und stellvertretende Projektleiterin von ABConnect)
Max Müller (Mitarbeiter der Technische Akademie Schwäbisch-Gmünd e. V.)

In diesem Workshop wurden Wege der Betriebsansprache und Möglichkeiten der passgenauen Angebotsgestaltung für die sprachliche Qualifizierung Beschäftigter im Betrieb aus der arbeitsorientierten Grundbildung vorgestellt. Dabei konnten sich die Teilnehmenden über Erfolgsfaktoren, Ansätze für gute Kooperationen und geeignete Rahmenbedingungen austauschen. Im gemeinsamen Gespräch mit Dr. Tatiana Kortovenkova vom Institut für Berufs- & Sozialpädagogik in Gießen wurde diesen Fragen am praktischen Beispiel von zwei Grundbildungskursen in Pflegeeinrichtungen nachgegangen.

Vortragsfolien (PDF)

Ausstellung

In der Aussstellung wurden verschiedene Angebote und Produkte zur arbeitsorientierten Grundbildung vorgestellt durch:

Graphic Recording

Die Veranstaltung wurde durch Johanna Benz von graphicrecording.cool mittels live angefertigter Zeichnungen kommentiert und visuell erlebbar gemacht.
Hier finden Sie eine Auswahl der während der Fachkonferenz entstandenen Bilder. Sie können unter der Urheberangabe „graphicrecording.cool by Johanna Benz“ für Print, Websites oder Social-Media-Kanäle genutzt werden.

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Fotografie

Emma Kollmorgen hielt die wichtigsten und schönsten Momente der Konferenz fotografisch fest. Die oben gezeigten Bilder sind nur eine Auswahl der entstandenen Fotografien.
Weitere Fotos finden Sie hier:

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Catering

Auszubildende des Ausbildungsrestaurants „das pfeffer“ sorgten während der Veranstaltung für die Verpflegung mit Getränken, Fingerfood und Mittagessen.
Der Bildungsträger Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene, deren berufliche Eingliederung auf Grund von individuellen Problem- und Konfliktlagen, einer Behinderung oder anderer Benachteiligungen eingeschränkt wird, dabei, eine Ausbildung abzuschließen.