Alphabetisierung und Grundbildung

Was ist Grundbildung?

Wissen

Bücher und Zeitschriften lesen, E-Mails schreiben, den Einkauf berechnen, Informationen aus dem Internet holen oder auch ein Gespräch mit einem Vorgesetzten angemessen führen – den meisten von uns erscheint dies selbstverständlich. Doch müssen wir davon ausgehen, dass nicht alle Menschen über die notwendige Grundbildung verfügen, um den anspruchsvollen Anforderungen in den unterschiedlichen Lebensbereichen, sozialen Institutionen oder sozialen Praxen gerecht werden zu können. Der Begriff Grundbildung betont allgemeine Grundkompetenzen auf einem untersten Niveau, die für ein aktives und verantwortungsbewusstes Handeln in einer sich stetig in Entwicklung befindlichen Gesellschaft notwendig sind.

Grundbildung ist mehr als Alphabetisierung

Der Begriff Grundbildung wird spätestens seit der leo.-Level-One Studie 2011 in Expertenkreisen stark diskutiert, wobei häufig Lesen und Schreiben im Vordergrund stehen. Grundbildung kann jedoch gegenüber Alphabetisierung als der umfassendere Begriff angesehen werden, Alphabetisierung stellt einen Teil von Grundbildung dar.

Im Grundsatzpapier zur Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026 bezeichnet der Begriff Grundbildung Kompetenzen in den Grunddimensionen kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe, darunter:

  • Rechenfähigkeit (Numeracy),
  • Grundfähigkeiten im IT-Bereich,
  • Beherrschung der Verkehrssprache,
  • Gesundheitsbildung,
  • finanzielle Grundbildung,
  • soziale Grundkompetenzen.

Grundbildung orientiert sich somit an der Anwendungspraxis von Schriftsprachlichkeit im beruflichen und gesellschaftlichen Alltag.

Semantisch verweist der Begriff Grundbildung auf die klassischen Bildungstheorien, in denen Bildung als Prozess mit dem Ziel der Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit definiert wird. Im Gesamtkonzept von Grundbildungsangeboten für Erwachsene geht es um die Förderung von Kompetenzen für zukünftiges Lernen. Es muss eine Basis, ein Wissensfundament gebildet werden, in der die späteren Bildungs- und Lernprozesse einen festen Halt finden können.

Welche Grundbildungsinhalte werden zukünftig wichtig?

Zweifelsohne lassen sich heute immer schwieriger die zukünftigen Anforderungen an Wissen und Fertigkeiten vorhersagen. In der Auseinandersetzung mit einer sich ständig ändernden Welt, in der das lebenslange Lernen immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird deutlich, dass es keine zeit- oder systemunabhängigen Vorstellungen darüber geben kann, was Grundbildung beinhalten soll. Und so steht nicht eine direkte Übertragbarkeit und unmittelbare Anwendbarkeit des erworbenen Wissens bei der Vermittlung von Grundbildung im Vordergrund, sondern dessen Anschlussfähigkeit für späteres Weiterlernen. Das vermittelte Wissen sollte eine Struktur aufweisen, die nachfolgendes Lernen ermöglicht und erleichtert. Indem primär die Anschlussfähigkeit für kontinuierliches Weiterlernen in der Lebensspanne betont wird, hat Grundbildung eher funktionalistischen und instrumentellen Charakter.

Weiterführende Informationen:

Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung Link

Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V. Link 

Fachportal für Alphabetisierung und Grundbildung (Deutscher Volkshochschulverband) Link

Grundbildungszentren und Koordinierungsstellen für Grundbildung Link (PDF)