Im Kontext der Arbeitsplatzorientierten Grundbildung werden Grundbildungsinhalte, etwa Lesen, Schreiben, Rechnen, Computerkenntnisse, Problemlösungsstrategien, die hätten in der Regelschulzeit erworben werden sollen, in einen Berufskontext integriert nachträglich erlernt. Bei der Konzeption von Lehr-Lernmaterialien für erwachsene Lernende mit Grundbildungsbedarf im Bereich der Pflegehilfe sollten daher verschiedene didaktische Prinzipien sichtbar werden:
Ausgangs- und Mittelpunkt sind die Teilnehmenden, deren Erwartungen, Bedürfnisse sowie Identitäten. Aufgrund unterschiedlicher Lernvoraussetzungen, Lebens- und Berufserfahrungen der Lernenden, können die Lehr-Lernmaterialien eine Gruppe niemals vollständig abbilden. Daher sollte methodisch die Befähigung zum selbstständigen Weiterlernen als Ziel gesetzt werden, um individuelle bestimmbare Lernprozesse zu entwickeln.
Der methodische Zugang verläuft bei diesem Prinzip über exemplarisch erachtete Arbeitsbezüge aus der Pflege. Der Ausgangspunkt von Lernprozessen sind alltagspraktische, verwertbare und situationsbezogene Qualifikationen.
Lernprozesse von Erwachsenen vollziehen sich als biografie- und erfahrungsorientiertes Anschlusslernen. Für die Konzeption von Lehr- und Lernmaterialien ist es zielführend Aufgabenformate zur Reaktivierung des Vorwissens an den Anfang neuer thematischer Einheiten zu stellen, erfahrungsbezogene thematische Einstiege auch in Pflegethemen zu finden bzw. in der Erarbeitung Bezüge hierzu herzustellen. Handlungsorientiertes Lernen bietet hier die Möglichkeit beim Handeln in konkreten individuell relevanten Situationen Erfahrungen einzubringen und neue dazuzugewinnen. Dabei sollten, im Sinne der vollständigen Handlung, die Schritte Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen und Kontrollieren durchlaufen werden.
Das Subjekt und seine Beziehung zur Umwelt nehmen in den meisten pflegedidaktischen Theorien und Modellen eine zentrale Stellung ein. Lehr- und Lernprozesse nehmen bei den sich bildenden Lernenden und ihren Erfahrungen, Haltungen, Fähigkeiten (didaktische Prinzipien der Teilnehmer-, Erfahrungs- bzw. Lebensweltorientierung) sowie beim zu pflegenden Menschen und seiner Lebensbiografie ihren Ausgang. Die Interaktion zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigen kann somit als Kern pflegerischer Arbeit und Pflegehandeln als Beziehungsarbeit, verstanden werden.
Die Verknüpfung von wissenschaftsbasiertem, situationstypischem Pflegeregelwissen mit einem situationsspezifischen Verstehen des konkreten Falls, setzt einen fortwährend notwendigen Theorie-Praxis-Transfer als eine zentrale Konstituente pflegerischer Tätigkeit voraus. Dieser sollte sich daher bei der Konzeption von Lernprozessen allgemein und Lehr- und Lernmaterialien im Besonderen in einer starken Situations-, Problem- und Handlungsorientierung ausdrücken. Dies gilt insbesondere, wenn man für niedrigschwellige Qualifizierungen in der Pflegehilfe eine nur kurze Praxiszeit annimmt. Die pflegerische Berufswirklichkeit ist für die Konzipierung von Curricula und insbesondere konkreter Lehr- und Lernsituationen Dreh- und Angelpunkt. Das methodische Spektrum könnte dann von der Bearbeitung von Routinefällen, über Problemfälle bis hin zu ethisch-moralischen Grenzfällen (Dilemmata) reichen.
Generell ist die Identitäts- und Persönlichkeitsbildung der Lernenden in vielen Ansätzen wesentlich. Dies scheint nur folgerichtig, wenn man einerseits anerkennt, dass neben einer Vielzahl von typischen, routinierten Pflegehandlungen Pflegearbeit immer auch mit Unvorhergesehenem, Neuem, Fallspezifischen zu rechnen hat, und andererseits die Pflegetätigkeit wie beschrieben im Kern Interaktion mit Anderen ist.
Handbuch zur Grundbildung in der Pflege (INA-Pflege-Toolbox 1) ►Link
Beiheft zur Unterrichtsgestaltung (INA-Pflege-Toolbox 2 ) ►Link
Handbuch für Lehrende (Basisbildung Altenpflege, kostenpflichtig) ►Link