Die Pflegebranche, insbesondere die Altenpflege, leidet derzeit und in Zukunft noch gravierendender sowohl unter einem Fach- und Hilfskräftemangel als auch unter minderqualifizierten Pflege(hilfs)kräften mit Grundbildungsdefiziten. Eine Ursache stellt der demografische Wandel dar, der durch eine stetig steigende Lebenserwartung, verbunden mit einer abnehmenden Zahl an Geburten, gekennzeichnet ist. Eine Maßnahme zur Gewinnung von Fachkräften besteht darin, den Einstieg in die Pflegeausbildung zu erleichtern, beispielsweise durch Qualifizierungen von un- und angelernten Pflegekräften, Umschulungen und den Einbezug der Helfer- bzw. Assistenzausbildung in der Pflege.
Dadurch wird auch eine zunehmende Heterogenität von Auszubildenden in den Pflegeberufen festgestellt, die bisher kaum wissenschaftlich untersucht worden ist. Einige Ergebnisse stellen eine weite Spannbreite betreffend der Lernvoraussetzungen der Auszubildenden fest: Menschen mit akademischer Erfahrung lernen gemeinsam mit Menschen, die nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung der Pflegehilfe absolviert haben und solchen, die über eine Umschulung den Pflegeberuf erlernen.
Ein weiterer Aspekt der Heterogenität im Lernprozess ist das zum Teil sehr unterschiedliche Alter und das damit einhergehende Zeitkontingent der Lernenden: alleinerziehende Mütter sitzen in den Klassen neben potenziellen Abiturient*innen, die bei ihren Eltern wohnen.
Die Interkulturalität und das Beherrschen der Berufssprache Deutsch nehmen ebenfalls eine zentrale Stelle von Heterogenität im Lernraum ein. Denn auch die Lernenden mit einem Migrationshintergrund sind heterogen und unterscheiden sich hinsichtlich ihres Sozialisationshintergrund, Verweildauer in Deutschland, Motive für die Migration und Sprachkompetenzen.
Deutlich wird, dass das Bildungspersonal im Umgang mit Heterogenität geeignete Konzepte benötigt, damit die vorgegebenen Lernziele von allen Mitgliedern der Lerngruppe erreicht werden können.
Zum Umgang mit Heterogenität, insbesondere in der Pflegehilfe eigenen sich ganzheitliche Bildungskonzepte. Diese implizieren eine stetige Weiterentwicklung, einen breiten Transfer sowie die Integration verschiedener Ansätze. Folgende Handlungsempfehlungen geben einen Überblick, wie Lehrkräfte der Vielfalt der Lernenden gerecht werden können:
BIBB Modellversuche (2015): Bildungskonzepte für heterogene Gruppen-Anregungen zum Umgang mit Vielfalt und Heterogenität in der beruflichen Bildung. ►Link (PDF)
Euler, D.; Severing, E. (2020): Heterogenität in der Berufsbildung – Vielfalt gestalten. Gütersloh: Bertelsmann-Stiftung. ► Link (PDF)
Heinrichs, K./Reinke, H. (2019) (Hg.): Heterogenität in der beruflichen Bildung. Im Spannungsfeld von Erziehung, Förderung und Fachausbildung. Bielefeld: wbv Media. ► Link (E-Book Open Access)
Siecke, B. (2019): Heterogenität in der Pflegehelferausbildung – erlebte Herausforderungen und Strategien von Lehrkräften. In: Pilz, M., Breuing, K., Schumann, S. (Hg.): Berufsbildung zwischen Tradition und Moderne. Internationale Berufsbildungsforschung. Wiesbaden: Springer VS. ►Link (PDF)
(2022): Zum Umgang mit Heterogenität in der Ausbildung von Pflegefachpersonen. In: ►Link (PDF) Pädagogik im Gesundheitswesen, Berlin, Heidelberg: Springer DE.
Stuckatz, D., Badel, S. (2015): Arbeitsplatzorientierte Grundbildung für Geringqualifizierte in der Pflegehilfe – Analyse gegenwärtiger Kurskonzepte und Ableitung von Entwicklungsbedarf. ►Link (PDF)
VHS (2015): Basisqualifizierung ProGrundbildung Modul 1: Zugänge zur Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit ►Link (PDF)